Wir satteln auf - die ersten 500 km lernen wir Bayern kennen. Wir entdecken viele schöne Orte, finden tolle Zeltplätze und genießen die Landschaft. Nach drei Nächten wild zelten, gönnen wir uns in Nürnberg ein Hotel.
Wir sind wirklich mit dem Klingeln des Weckers aufgestanden und haben unser noch Tau nasses Zelt eingepackt. Es ist schon wieder einige Zeit her, dass wir zelten waren und wir mussten uns erst einmal wieder in die Pack- und Anziehstrategien einfinden.
Wir sind dann in die sog. "Romantische Straße" eingestiegen, ein Fern-Radwanderweg von Füssen bis Würzburg. Wunderschön, aber es gilt einige Höhen zu überwinden, da der Weg wirklich jedes Dörfchen und jede Kirche mitnimmt.
Das haben wir dann auch die ersten 50Km mitgemacht, bis wir dann auf die "Via Claudia Augusta" gewechselt sind. Diese Radroute läuft parallel und wir dachten, dass die alten Römer praktischer orientiert waren, als die Romantiker. Das bestätigte sich dann auch. Also...
Tipp: Wer lieber Streckenmeter statt Höhenmeter machen möchte und wem jeder dritte Kirchturm reicht, der kann die Radroute "Via Claudia Augusta" statt der "Romantischen Straße" wählen. Wer jedoch trainiert ist und mit der "Via Claudia Augusta" ungern Abkürzungen über Haupt- und Landstraßen nimmt, sollte eher die "Romantische Straße" fahren. Beide Wege sind größtenteils asphaltiert und nur in Teilstücken geschottert. Mit E-Bikes empfiehlt sich beides und die Routen kreuzen sich immer wieder, falls man sich doch umentscheiden möchte.
Viele Örtchen sind wirklich malerisch. Und es gibt überall eine Möglichkeit unterzukommen, einzukaufen, essen zu gehen oder auch frei zu zelten. Wir haben zum Beispiel einen schönen Platz am Lech gefunden, wo nur ein Angler uns freundlich gute Nacht gesagt hat.
Am zweiten Tag der Fahrt sind wir bereits im Regen gestartet. Wir hatten irgendwie jeder nur einen Schuh auf unseren Zeltseiten in Sicherheit bringen können, sodass wir morgen den neuen "one dark / one bright Trend" gesetzt haben. :-D
Bis auf die Unterbuchse nass kamen wir in Augsburg an. Der verwinkelte Stadtmarkt hat uns dabei besonders gut gefallen. Dann sind wir aber auch schon schnell wieder auf unsere Räder gestiegen und weiter Richtung unserem Tagesziel, der Lech Mündung gestartet. Bei Donauwörth fließt der Lech in die Donau. Hier hellte es zum Glück noch etwas auf und wir haben einen wunderschönen Zeltplatz gefunden. Wir wissen nicht, ob das Zelten hier geduldet wird, da die Schilder alle etwas anderes sagten. Die Rückseite des Naturweihers Burgheim lud jedoch sehr zum verweilen und schwimmen ein. Sowohl am Abend, als auch am nächsten Morgen vor dem Frühstück, als der Nebel noch schwer auf dem Wasser lag.
Und dann startete der für uns schönste Teil der bisherigen Route. Nachdem wir die Donau überquert hatten sind wir auf den "Altmühl-Radweg" gewechselt. Ein richtig gut ausgebauter Radweg, beginnend in dem Ort "Altmühl" und entlang des Flusses "Altmühl". Der Weg schlängelt sich mit dem Fluss durch die fränkischen Täler und vorbei an Kletterfelsen und süßen Dörfern. Gefallen hat uns besonders, dass viele nette Kleinigkeiten auf dem Weg lagen, wie Kneipp-Becken, Hofcafés und viele einladende Rastplätze. Womit wir gar nicht gerechnet hatten war, dass uns ein unbekanntes Örtchen so nachhaltig überrascht hat. Eichstätt sagte uns vorher gar nichts. Es ist allerdings ein kleines, süßes Örtchen mit einer sehr alten Uni.
Eine Unistadt mitten in den Bergen und mit einem Fluss, der sich hindurch schlängelt. Modern und historisch zugleich. Hier wurde übrigens der Archaeopterix gefunden, der glaube ich in jedem Erdkundebuch aufgetaucht ist.
An dem Tag haben wir es dann noch bis Reinwarzhofen geschafft. Zum Schluss ging es noch ganz schön bergauf.
Die Falken, die den Willi-Brandt-Zeltplatz betreiben hatten uns erlaubt, trotz Corona und geschlossener Sanitäranlagen, auf ihrem Gelände zu Zelten. Lustig für mich war, dass ich doch tatsächlich schon einmal auf diesem Platz im nirgendwo gewesen bin. Unsere Gewekschaftsjugend hält dort alle zwei Jahre ihr Bundesjugendtreffen ab. Bei dem es übrigens noch kälter war, als in dieser Nacht. Bei niedrigen Temperaturen und nach einer Rote-Beete-Gnocchi-Pfanne mit Sahne-Champignons verkrochen wir uns dann in unsere Schlafsäcke.
Und am nächsten Tag ging es mit den Bergen erst richtig los.
Mit letzter Kraft und mal wieder im Regen kamen wir in Nürnberg an. Und zwar nicht irgendwo, sondern im Hilton. Wie die letzten Menschen, stiefelten wir klitschnass in die Lobby und das Wasser schmatzte aus den matschigen Schuhen auf den feinen Teppich. Der Blick der Rezeptionistin übermittelte pure Abneigung, gepaart mit einem Hauch Entsetzen, wurde dann jedoch vom geübt freundlichen Lächeln abgelöst. Ich ersparte mir zu fragen, ob der Portier bitte auch unsere vier Reifen einparken könne, um die Situation nicht zu überreizen. Aber wenn man mit so Sonderangeboten wie 69 EUR für ein Doppelzimmer mit Frühstück lockt, muss man auch mit einem reisenden Volk wie uns rechnen, das sich so etwas dann mal gönnt. Zum Glück hat die Gute nicht auch noch unser Zimmer gesehen, dass wir erst einmal zum Trocknen des Zeltes und aller Klamotten genutzt haben.
In Nürnberg selbst sind wir in die erstbeste Kneipe und haben uns durch eine Tippschnitzeljagt treiben lassen. Überall haben die Kelner*innen uns Hinweise zu anderen Kneipen und Restaurants geschickt und wir wurden nicht enttäuscht. Empfehlung können wir selbst also das "Café Kloster" und zum Essen schlägt einfach nichts das "Palais Schaumburg". Die Hälfte der Karte war vegetarisch und alles war einfach mega. Wir konnten uns gar nicht entscheiden. Und die Preise waren echt fair.
Ein echt schöner Abend in einer wirklich schönen Stadt.
Am nächsten Morgen haben wir bzw. ich beim Frühstücksbuffet natürlich nicht Chance verstreichen lassen, mal Nürnberger Würstchen zu probieren. Ein wenig zu viel gefuttert, wie sich im Laufe des Tages feststellen ließ. Aber das steht auf dem nächsten Blatt...
Yorumlar