Der Knotenpunkt Chongqing entpuppt sich als überaus interessanter und sehenswerter Stopp, den wir Dank unserer flexiblen Reiseplanung auch spontan verlängern können. Nur die 30 Tage Visa-Begrenzung fallen uns ein wenig auf die Füße. Für die wahnsinnigen Karstfelsen in Yangshuo bleiben uns nachher nur noch zwei Tage.
Chongqing ist mit 32 Mio. EinwohnerInnen, die größte Stadt Chinas und wir hatten hier eigentlich nur einen Umstieg in die Berge geplant. Doch dann entdeckt Chris zufällig immer mehr und mehr abgefahrene Fotos von der Stadt. Schließlich hat er so viele zusammen, dass wir beschließen uns ein eigenes Bild zu machen. Aus einem Tag werden vier Tage und Chongqing eine neue Lieblingsstadt.
Die Stadt ist ein kleines Paradies für Urban FotografInnen. Die Großstadt ist auf, an und in den Berg gebaut. Auf verschiedenen Ebenen kommen die Kontraste von modernen Wolkenkratzern und antiken Pagoden bestens zur Geltung. Wir verlieren uns ein über das andere Mal in den Treppen und Gassen des chinesischen Manhattans und kommen aus dem Stauen nicht mehr raus. Ein dreidimensionales Labyrinth. Selten, dass uns eine Stadt so fasziniert hat. Und so nimmt Chris alle paar Minuten eine neue Position für das „perfekte“ Foto ein. Dabei murmelt er gedankenverloren: „Aber ich kann doch nicht alles fotografieren.“ Und positioniert sich bereits neu.
Trotzdem ist es schwer, das Besondere der Stadt in Bildern festzuhalten. Man geht in ein Gebäude durch den Eingang im Erdgeschoss hinein, fährt 12 Etagen mit dem Aufzug hinauf und verlässt das Gebäude... auch in einem Erdgeschoss. Dort läuft man ca. noch 10min. die Straße hinauf um die in den Fels gebaute U-Bahn zu nehmen, welche kurz darauf aus dem Berg schießt und über eine gigantische Brücke auf die andere Flusseite zu fliegen scheint. Die Wolkenkratzer mit einer Haut aus LEDs kommen immer näher und... was ist das da? Ein fliegender Bus? Erst beim zweiten hinsehen erkennen wir durch die leicht beschlagenen Fenster des Zuges, dass eine Seilbahn zwischen den Hochhäusern und über den Fluss führt. Auf den Häusern selbst liegt eine riesige Glasbrücke, die vier von ihnen in schwindelerregender Höhe verbindet.
Wer sich bis hier noch nicht in der Stadt verloren hat, wird es spätestens beim Umstieg an der nächsten Metrostation tun. 2 Rolltreppen rauf, eine runter. Dann 5 min laufen, eine Treppe rechts. Jetzt 3 min. Laufband fahren, wie am Flughafen und nochmal 3 Rolltreppen hinunter. Es gibt U-Bahn Linien die übereinander fahren. Eine Linie der Magnetschwebebahn hält sogar lautlos in einem Wohngebäude. Es ist verrückt, doch das macht es auch so unfassbar spannend.
Wir sind froh mit Kam unserer Gastgeberin eine Einheimische an der Seite zu haben, die uns durch das U-Bahn Labyrinth geleitet. Sie trägt einen erheblich Anteil, dass wir einen neuen Ort auf unsere „Lieblingsstadt-Liste“ setzen können. Gleichzeitig geht sie mit uns ebenfalls auf Erkundungstour. Man könnte auch sagen Foto-Rallye. Wir suchen zusammen die Orte, die Chris bei Instagram entdeckt hat und werden nicht immer aber meistens fündig. Eine wunderschöne Bücherei, die roten Chopsticks der Oper und die ins Haus rasende Bahn, kennt Kam natürlich und so finden auch wir sie ohne Probleme. Ander s als ein verlassender Buchladen, der bleibt für uns verschwunden.
Und wieder einmal ticken wir, wie unsere Gastgeberin. Als Kam von einem besonderen Markt in Chongqing schwärmt, sind wir natürlich direkt angefixt. Das Besondere, man soll ohne etwas zu kaufen, den Markt satt wieder verlassen können. Da sind wir natürlich neugierig. Ist es doch unsere große Leidenschaft über Foodmärkte zu streifen. Und als sie uns dann die Marktstraße zeigt, gibt es wirklich allerhand zu probieren. Wir kommen keine zehn Meter weit, ohne einen Tee, ein Reis-Plätzchen oder getrocknete Mangos in die Hand gedrückt zu bekommen. Das Verteilen der Proben passiert sehr energisch, doch die VerkäuferInnen drängen nicht zum Kauf. Eine gute Kombi für uns. Wie alles in Chongqing findet sich auch dieses Marktviertel in verschiedenen Ebenen und winzigen gemütlichen Gassen wieder, sodass es allerhand zu entdecken gibt. Während Chris besonders die vielen Dips und Gewürzläden auskundschaftet und dabei versucht möglichst selten an Schärfe zu „krepieren“, schleicht Laura am liebsten um die getrockneten Früchte und die Puffreisstände.
„Der Weg ist das Ziel“
Sonst ein eher abgedroschener Kalenderspruch, trifft im Nationalpark Zhangijajie voll und ganz für uns zu. Denn der menschenleere Weg führt zwischen atemberaubenden Steintürmen und süßen-gemeinen Äffchen zu den überfüllten Aussichtsplattformen und ist somit tatsächlich das schönere Ziel für uns, wenn auch erst zwanghaft denn die Seilbahnen, Aufzüge und Minizüge sind nicht im Eintrittspreis enthalten und sodass wir uns für die endlos wirkenden Treppen entscheiden. Die Reisegruppen wandern nicht, sondern nutzen die zugegeben spektakulären Transportmittel. Dafür entgehen ihnen einige der beeindruckendsten Ausblicke. Der Park lässt sich auf jeden Fall wunderbar zu Fuß erkunden. Selbst eine große Runde, wenn man nur einen Tag zur Verfügung hat ist ohne Probleme, wenn wahrscheinlich nicht ohne Muskelkater möglich.
Wir kommen im Nationalpark Zhangjianjie aus dem Staunen nicht heraus. Es ist auf jeden Fall eine der beeindruckendsten Landschaften, die wir bisher gesehen haben. Wir warten nur noch darauf, dass ein blauer Avatar aus dem Nebel geflogen kommt. Der Zhangjianjie Nationalpark diente als Vorlage für die verzaubernde Pandora-Welt im Film Avatar.
Aber auch die Äffchen, für uns die ersten Affen in freier Wildbahn, sind richtig beeindruckend. Sie sind an Touristen gewöhnt und wissen genau, wo sie am besten an leckere Snacks und süße Getränke kommen. Wir müssen also gut auf unseren Rucksack aufpassen. Manchen reißen sie auch die Teebecher aus der Hand. Ich finde sie eher unheimlich und mache lieber einen großen Bogen, um die kleinen Äffchen, die meisten Menschen scheinen sie jedoch einfach nur niedlich zu finden.
Die schönsten Seiten Chinas vereinen sich in Yangshuo.
Die Gegend rund um Guilin ist damit für uns ein perfekter Abschluss Chinas. An erster Stelle steht hier natürlich die wahnsinnige Natur. Die Karstfelsen umgeben den Lijiang und Yulong Fluss und sind eines der Landesmotive schlechthin. Völlig zurecht.
Ein wenig außerhalb der Touristen Hochburgen findet sich auch noch das traditionelle China. Fischer, die auf Bambusflößen ihre Reusen zu Wasser lassen und unzählige Reisfelder, die von Hand gepflegt werden. Dann haben wir die trubeligen Nachtmärkte in der wunderschönen Altstadt von Xingpingzhen oder in der leuchtenden Fußgängerzone Yangshuos, die wir ebenfalls lieb gewonnen haben. Auch wenn aus jedem Lautsprecher Musik ertönt und jeder Laden mit einem spricht, so gibt es im Rummel immer allerhand zu entdecken und zu bestaunen. Da nahezu alle TouristInnen aus China kommen, bleibt der Trubel in der Innenstadt irgendwie authentisch.
Wir sind zwei Tage mit einem E-Roller unterwegs und mischen uns in den ländlichen Verkehr. Immer wieder kreuzen wir Flüsse und umfahren Berge, die hier wie ausgestreut in der Landschaft liegen.
Als könnte man uns nicht sowieso schon als EuropäerInnen und Touris auf 100m Entfernung erkennen, sind wir natürlich auch die einzigen, die hier mit Helm auf dem Kopf unterwegs sind. Aber wie würden unsere Mütter so schön sagen: „Loch im Kopf sieht noch viel blöder aus“.
Und da es für uns das erste Mal mit einem Roller ist, halten wir uns da auch lieber dran. Auch wenn wir dadurch auf „den Wind in den Haaren“ verzichten müssen. Der fühlt sich aber tatsächlich auch ziemlich gut im Gesicht an. Generell gefällt uns das Roller-fahren gut. Wir überlegen schon, was so ein E-Roller wohl kostet und ob wir unsere Rucksäcke verstaut kriegen. Da fährt ein Roller mit Beiwagen an uns vorbei. Das wäre doch ein tolles Gefährt für unsere Zeit in Südostasien…
Außerdem haben wir hier ein traumhaftes, günstiges Zimmer und hätten alleine deswegen noch zwei Wochen bleiben können. Aber wie es mit den letzten Stationen oft ist: Da es uns auf dem Weg schon überall so gut gefallen hat, ist am Ende kaum noch Zeit übrig, (bis das Visa ausläuft).
Wir freuen uns schon jetzt auf unseren nächsten China-Besuch in wenigen oder mehr Monaten (je nachdem, wie es uns in Südost-Asien gefällt). Auch, wenn es auf den Bildern nicht immer so aussieht, ist das Essen einer der ersten Punkte auf unserer Vorfreude-Liste.
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